Das hört sich gut an – Das richtige Tool für die Nachbearbeitung

1. September 2023 nilsschumann

Es ist geschafft: Die Aufnahmen sind (wie auch immer) im Kasten. Gut gemacht!

Je nach Material und Anspruch folgt nun eine mehr oder weniger aufwendige Postproduktion.

Wer es einfach mag, sich nicht so richtig an eine eigene Audio-Postproduktion herantraut oder hervorragendes Audiomaterial hat, kann dafür auf automatisierte Online-Tools wie Auphonic zurückgreifen.

Aber Vorsicht: Wenn das Aufnahmematerial noch Feintuning benötigt, sollten wir die Arbeit lieber nicht den Algorithmen überlassen, denn sie erkennen oftmals Fehler, wo eigentlich gar keine sind.

Da legen wir am besten selbst Hand an – mit der richtigen Audio-Editing-Software, also einem Audio-Editor oder einer DAW (Digital Audio Workstation).

Beides ist auf dem Markt in Hülle und Fülle vorhanden.

Ich beziehe mich auf die Tools, die ich am liebsten nutze und denen ich am meisten vertraue.

Doch zuerst:

Was ist der Unterschied zwischen Audio-Editor und DAW? 

Mit beiden Tools können Audio-Dateien nach allen Regeln der Kunst bearbeitet werden.

Die Basisfunktionen sind:

  • Bearbeitung der Lautstärke/Lautheit,

  • Frequenzbetonung oder -abmilderung,

  • schneiden, trimmen, Stille einfügen.

Zusätzliche Plug-ins helfen uns, das Audiomaterial noch vielfältiger zu bearbeiten: Restauration, Verzerrungen, Delay, Reverb, Phaser, Vocoder und so weiter. Mittlerweile gibt es schier unendlich viele  Möglichkeiten.

Ist die Bearbeitung abgeschlossen, wird die Audio-Datei im Wunschformat exportiert.

Mit einem Audio-Editor können wir immer nur eine Datei zur Zeit bearbeiten. Zwar ist es über die “Stapelverarbeitung” möglich, viele Dateien in gleicher Weise zu bearbeiten, allerdings nur nacheinander. Gemischt werden sie dann aber nicht. Es bleiben separate Dateien.

Mehrere Dateien in einem Projekt zusammenzuführen und zu bearbeiten, ist entweder nicht möglich oder aufpreispflichtig, aber vor allem ein Job für die DAW. Die DAW oder Digital Audio Workstation erweitert die Bearbeitung von Audio nämlich durch die Komponenten “Arrangement” und “Multitrack-Mixing”.

“Arrangement” meint, wie viele Audio-Dateien gleichzeitig oder in bestimmter zeitlicher Reihenfolge zu hören sind. “Timing” ist hier das Schlagwort: Sind Pausen zu lang oder zu kurz? Braucht es mehr Abstand zwischen Frage und Antwort für einen rhetorischen Moment? Sind die Audio-Dateien synchron angelegt?

“Multitrack-Mixing” meint, wie die einzelnen Audio-Dateien bearbeitet wurden, sodass sie in einem guten und ausgewogenen Verhältnis zu hören sind. Alle Stimmen werden gleichlaut wahrgenommen. Hörende müssen nicht ständig laut und leise stellen.

Entlang der Timeline und verteilt auf mehrere “Zeilen” können viele Audio-Dateien hin und her verschoben, unabhängig voneinander geschnitten und zu einem großen Ganzen zusammengefügt werden. Dieses Zusammenführen wird häufig “Mixdown” genannt. Dabei entsteht aus Mix und Arrangement vieler Audio-Dateien eine einzige Audio-Datei.

Anwendung bei der Podcast-Produktion  

Ich nutze beide Software-Arten in der Podcast-Produktion, den Audio-Editor allerdings viel seltener und für weniger Aufgaben als die DAW. Ich bevorzuge die Arbeit mit der DAW, da ich wesentlich flexibler bin. Denn ich nutze wirklich eine Menge Plug-ins, um aus jedem Material ein gutes Hörerlebnis zu erzeugen.

Audio-Editoren sind meist auf eine bestimmte Anzahl Plugins begrenzt, die man nacheinander laden und auf das Audio anwenden kann. Manchmal muss man die Änderungen auch fest rendern, bevor man ein neues Instrument hinzuzieht. So ist eine Korrektur der ersten Änderung im Material schwierig oder nicht machbar.

Ohne zu Beginn gleich ins Detail zu gehen, nutze ich die DAW deshalb gerne, weil ich jederzeit das ursprüngliche Material bearbeiten kann und jede Einstellung und jeden Schnitt beim Mixing und Arrangement korrigieren kann.

Grenzen setzt mir nur die Leistungsfähigkeit meiner Workstation und auch hier bietet die DAW ein paar interessante Hilfen.

Meine DAW ist Pro Tools. Mit diesem System bin ich aufgewachsen und tu mich schwer, auf andere Systeme umzusatteln. Da mir diese DAW aber alles liefert, was ich benötige, habe ich ehrlich gesagt auch keinen weiteren Bedarf und muss mich nicht umorientieren. Wer eine gratis DAW nutzen möchte, dem empfehle ich, einen Blick auf Audacity zu werfen.