Das hört sich gut an – Rec Run

24. März 2023 nilsschumann

Beginnen wir mit der Vorbereitung:

In jedem Szenario (remote/oder vor Ort) ist es wichtig, das eigene Setup gut zu kennen und so einzurichten, dass alle Handlungen schnell von der Hand gehen.
Überraschungen sind in Aufnahmesituationen immer unerwünscht. Daher sollten alle Komponenten vorher getestet werden. Dazu gehört:

  • Routings des Mischpults testen: Gehen alle Signale dorthin, wo sie hin sollen?

  • Wird mehrspurig oder auf einer gemischten Stereospur aufgezeichnet?

  • Ist genug Speicherplatz auf der Karte?

  • Sind die Kabel in Ordnung?

Backup

Für mich und mein eigenes Wohlempfinden spielt das Thema Backup eine sehr große Rolle.

Wann immer es die Situation zulässt, sichere ich mich mehrfach gegen einen Ausfall ab. Auf diese Maßnahmen greife ich zurück:

  • Aufzeichnen separater Spuren auf einem recording-fähigen Gerät, das parallel als Audio-Interface an einen PC/Mac angeschlossen werden kann.

  • Auf dem PC/Mac wähle ich dieses Device aus und nehme die einzelnen Spuren in der DAW auf (Pro Tools).

  • Das Zoom P4 ist mein Recording-Backup, falls der Strom ausfällt und PC und Recording-Mischpult nicht betrieben werden können.

  • Einbindung eines Smartphones via Bluetooth oder TRRS-Adapter für Beiträge aus einer Online/Telefon-Konferenz – für den Fall, dass ein Internetanschluss oder ein Computer ausfällt.

  • Wenigstens ein Backup-Mikrofon ist immer dabei –  für spontane Erweiterung der Runde oder ein defektes Gerät.

Bevor nun gleich die Gäste erscheinen, schaue ich mir den Raum an und kläre, ob möglichst alle potentiellen Störgeräusche eliminiert werden können.

  • Kann ich die Kimaanlage ausschalten?

  • Können nicht beteiligte Personen oder Tiere möglicherweise an anderer Stelle ausharren?

  • Sind alle Fenster geschlossen?

  • Sind Interferenzen oder Brummen oder Surren auf den Mikros zu hören? Müssen Kabel also zum Beispiel anders verlegt werden oder können Geräte, die nicht gebraucht werden, vorübergehend ausgeschaltet werden?

  • Kann ich den Raum irgendwie noch akustisch beeinflussen?

Dann treffen die Gäste ein.

Vorort bitte ich alle Anwesenden, die funkenden Geräte (Handy, Tablet, Computer) auszuschalten, wenn sie nicht zwingend erforderlich sind. Zumindest stumm geschaltet sollten sie sein.

Getränke sollten nach Möglichkeit nicht in die Nähe von Mikros und Geräten gebracht werden. Nutze ich Headsets oder Nackenbügelmikrofone, hänge ich sie, wenn möglich über eine Stuhllehne.

Je nach Mikrofontyp und Platzierung bitte ich die Sprechenden auf die jeweiligen Besonderheiten zu achten und sich entsprechend zu disziplinieren. Bei Headsets und Nackenbügelmikrofonen entfällt dieser Punkt fast vollständig, da ich die Mikrofonierung einmal einrichte und die Sprechenden dann nichts mehr beachten müssen, außer vielleicht, der Versuchung zu widerstehen, das Mikrofon proaktiv zu verändern.

Sitzen die Mikrofone, bespreche ich mit den Sprechenden den Ablauf der Aufnahme. Solange der Podcast nicht sofort nach der Aufzeichnung veröffentlicht werden muss, planen wir immer noch die doppelte oder dreifache Zeit für die Nachbearbeitung der Aufnahme ein.
Die Sprechenden können sich also entspannen und bekommen Hinweise wie:

  • Wir zeichnen jede Spur separat auf.

  • Grobe Stolperer können direkt mit etwas Vorlauf noch einmal wiederholt werden.

  • Gibt es inhaltliche Dinge, mit denen sich Kunden/Sprechende nicht wohl fühlen, können auch diese Parts spontan wiederholt werden.

Werden Teile wiederholt, achte ich darauf, dass genug “Futter” vorhanden ist (vorher und nachher), damit sich die Stelle in der Nachbearbeitung entspannt in das vorherige Material hineinschneiden lässt.

Ich kläre auch, ob ich die Aufnahme unterbrochen werden darf, wenn Störgeräusche auftreten, die nicht toleriert werden können.

Bevor es dann endlich losgeht,  höre ich mir noch einmal die einzelnen Stimmen an. Das geht sehr gut, wenn man ein Mischpult mit “Pre-Listening”-Funktion hat.
Aktiviert man diese Funktion auf einer Mikrofonspur, hört man ausschließlich das Signal dieser Spur, während im Hintergrund alles normal weiterläuft. Deaktiviert man diese Funktion, ist in der Regel der normale Mix zu hören.

Ich bitte die Sprechenden, in dieser Phase immer sich selbst vorzustellen oder die Moderation, einen Smalltalk zu provozieren. So entsteht eine Situation, in der die Sprechenden sich so verhalten wie später im Gespräch.

Passt etwas noch nicht mit der Ausrichtung des Mikrofons, begebe ich mich noch einmal zu den Sprechenden und verändere mit dem Kopfhörer auf den Ohren die Position.

Ein Tipp: Ich nutze gerne eine Kopfhörerverlängerung, um vom Regieplatz zu den Sprechenden zu gelangen und während dem Einrichten des Mikrofons zu hören, was sich ändert.

Nun sind alle Settings geklärt.
Ich starte an allen Aufnahmegeräten die Aufnahme.

Kurzes Signal an die Moderation und: “… Bitte.”

Während der Aufzeichnung nutze ich ständig die vorher erwähnte “Pre-Listening”-Funktion, um mich von der Qualität zu überzeugen, ohne ablenkende Nebengeräusche auf anderen Mikrofonen.

Nach Möglichkeit höre ich so auch das aufgenommene Signal der DAW ab, die als Backup mitläuft.

Sofern erforderlich, nutze ich während der Aufzeichnung die Marker der DAW, um Abschnitte oder Korrekturwünsche festzuhalten, die nach der Session durchgegangen werden können und der besseren Orientierung in der Audio-Session dienen.

In der Regel versuche ich nun auch die Finger von den “Lautstärke”-Einstellungen zu lassen. Denn jede Änderung hat ggf. in der Nachbearbeitung Einfluss auf das Klangbild. Korrekturen nicht konstanten Materials sind mitunter nervig.

Entstehen während der Session Störgeräusche, steige ich ein und bitte die Sprechenden noch einmal kurz vorher einzusteigen, vielleicht mit der vorherigen Frage.

Ist das Gespräch beendet. Kontrolliere ich sporadisch noch einmal die aufgenommenen Spuren. Gibt es Notizen, kären wir gemeinsam, ob Re-Takes erforderlich sind. Sind sie es, habe ich durch die DAW eine gute Möglichkeit, direkt in die Aufnahmen zu hören und vorzuschlagen, wo erneut eingestiegen werden kann und wie genau der Wortlaut war. Das hilft ungemein, um Re-Takes unproblematisch in die ursprüngliche Aufnahme zu schneiden.

Erst wenn alles im Kasten ist, befreie ich die Sprechenden von ihren Mikrofonen, mache Sicherungskopien der Aufnahmen auf einem externen Medium und baue dann mein Setup ab.

Ausblick

Im nächsten Beitrag gehe ich auf Besonderheiten einer Remote-Session ein.

Bis dahin, euch eine gute Zeit.

Viele Grüße

Daniel