Das hört sich gut an – Rec Run Remote

7. Juli 2023 nilsschumann

Lest gern den vorherigen Beitrag, falls noch nicht geschehen. Denn darin beschreibe ich viele Prozesse der Vorort-Aufzeichnung, die ihr auch bei einer Remote-Aufnahme bedenken müsst.

Das ist auch eigentlich ganz logisch, da in beiden Fällen das gleiche Produktionsergebnis erzielt werden soll.

Und jetzt: Viel Spaß beim Lesen!

 

Wo sind also die Unterschiede? 

Der Größte und Wichtigste besteht natürlich darin, dass Sprechenden häufig keine Tonkompetenz besitzen, weder in personeller noch in technischer Hinsicht.

Als verantwortlicher Remote-Operator hat man einen deutlich höheren Wortanteil in der Session. Denn zumindest vor der Aufzeichnung gilt es viel zu dirigieren.

Hinsichtlich des technischen Equipments entstehen aus meiner Sicht die größten Herausforderungen. Denn für Interview-Gäste muss es meistens vor allem unkompliziert sein.

Gern wird da einfach das eigene USB-Headset genommen. Im Grunde nicht verkehrt und im Worst Case besser als nichts. Aber wenn man die Möglichkeit hat, sollte der Aufwand betrieben werden, Gäste mit Equipment auszustatten, das auch gut klingt. Die Bandbreite geht hier von geeigneten USB-Headsets, über Ansteckmikrofone mit Recorder bis hin zu Hörsprechkombis plus Recorder-Interfaces. Letzteres wird aber häufig von Moderatoren genutzt, die die Technik auch mehrmals nutzen.

Letztlich hängt es vom vorhandenen Budget und von der Vorbereitungszeit ab, welches Setup gewählt wird.

Remote-Equipment: Check!

Welches Online-Tool kommt für die Remote-Aufnahme in Frage?
Meeting-Tools sind spätestens seit der Pandemie allgemein bekannt und werden auch gern für Podcast-Aufzeichnungen genutzt, weil sie relativ einfach zu bedienen sind.

Auch ich fing mit Zoom und Teams an. In beiden Tools sind Aufnahmemöglichkeiten enthalten.

Es stellte sich jedoch schnell heraus, dass sie für eine gute Podcast-Aufzeichnung nicht geeignet sind.

Das sind die Gründe:

  • Sie zeichnen keine separaten Spuren auf.

  • Instabile Internetverbindungen sorgen für Aussetzer.

  • Die Software versucht das Signal schon zu optimieren (Rauschentfernung, Störgeräusche entfernen, Hall entfernen) und sorgt damit häufig für hörbare Artefakte.

  • Das Signal ist bereits stark komprimiert und lässt der Post-Produktion wenig Spielraum.

Was wir haben wollen, ist jedoch:

  • je sprechende Person eine Aufnahmespur,

  • keine oder nur wenig Datei-Komprimierung, also besser in WAV-Dateien als MP3,

  • möglichst ungefiltertes Audiomaterial, um in der Post-Produktion die Grenzen der Optimierung festlegen zu können,

  • eine von der Qualität der Internetverbindung unabhängige Aufzeichnung.

Glücklicherweise gibt es Online-Recording-Anbieter am Markt, die einiges davon mitbringen.

In der Podcastbude nutzen wir Riverside und StudioLink.

Wenn es um Corporate Podcasts geht, ist Riverside unser Tool der Wahl. Denn es erfüllt alle unsere Anforderungen und hat außerdem Video-Kommunikation und -Aufzeichnung mit an Bord.

Online-Recording-Tool: CHECK!

 Setup 

Anders als bei einer Vorort-Aufnahme nutze ich nach Möglichkeit zwei Computer: einen Computer für die Online-Session und den anderen für die Backup-Aufnahme in der DAW und zum Einspielen von Audio-spuren in die Session, zum Beispiel für Retakes.

Für die weitere Vorbereitung auf die Session gilt ansonsten das gleiche wie bei der Vorort-Aufnahme. Ich checke alle Routings meiner Audio-Peripherie, höre mir eine Testaufnahme an und prüfe, ob ich in der Konferenz zu hören bin.

Wenn nun die Sprechenden dazu kommen, leite ich unerfahrene Gäste bei der Einrichtung ihrer Umgebung, und ihres Equipments an. Im Prinzip gehe ich dabei in komprimierter Form alle Schritte durch, die ich in den letzten neun Beiträgen dieses Blogs beschrieben habe.

Um die Einrichtung des Gast-Setups beurteilen zu können, hilft mir das Konferenzvideo. Damit kann ich erkennen , wie ein Mikrofon positioniert ist. Im Idealfall liefert außerdem das Online-Recording-Tool ein unverfälschtes Audio-Signal, damit ich den finalen Klang gut erahnen kann.

Zeichnen wir allerdings nicht im Online-Tool auf, sondern auf einem mitgelieferten Recorder, kann ich das Setup nur über das Videobild beurteilen. Mit etwas Übung sind aber auch solche Situationen gut zu meistern und liefern am Ende auch ein gutes Ergebnis.

Allerdings bleibt immer ein gewisses Restrisiko. Denn das, was wir eigentlich hören sollten, um die Tonqualität zu beurteilen, hören wir in diesem Szenario eben nicht. Vertrauen ist hier ganz wichtig – in die eigenen Fähigkeiten und natürlich in das eingesetzte Equipment.

Backup 

Bei einer Remote-Aufnahme versuche ich stets eine lokale Aufzeichnung bei den Sprechenden mitlaufen zu lassen. Manchmal ist es nur die Sprachmemo-App des Smartphones, manchmal der Audiorecorder auf dem PC oder Mac parallel zur Session.

Richtig schön ist, wenn wir ein recordingfähiges Interface nutzen können, das für die Online-Session genutzt wird und gleichzeitig lokal aufzeichnet. Dann sind Backup- und Online-Aufnahme nämlich nahezu identisch. Wir nutzen hier auch für ungeübte Speaker gern das Zoom P4.

Vor der Aufnahme 

Ist alles technisch eingerichtet, gilt es noch …  .

  • die Sprechenden darauf hinzuweisen, dass potentiell auftretende Störgeräusche durch Lebewesen, offene Fenster und technische  Geräte möglichst reduziert werden sollten,

  • die Aufnahme am recordingfähigen Backup-Gerät gestartet wird,

  • den Sprechenden viel Erfolg und Spaß zu wünschen 🙂

Nach der Aufnahme  

Ist alles im Kasten, gibt es von mir lediglich noch den Hinweis, wie Dateien vom Aufnahmegerät zur Produktion gelangen, sofern kein Online-Recording genutzt wurde oder eine Backup-Aufnahme genutzt werden muss. Und dann kann es losgehen.

Ausblick

Im nächsten Beitrag starten wir in die Postproduktion.

Bis dahin euch eine gute Zeit.

Viele Grüße

Daniel